Festredner in diesem Jahr war Hubert Wicker. Rafael Piofczyk, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Ehningen, stellte ihn vor als einen Zeitzeugen, der aktiv am Zusammenwachsen von Ost und West beteiligt war. Hubert Wicker wechselte im Jahr 1991 aus dem Innenministerium in Stuttgart in das sächsische Innenministerium, um dort als Staatssekretär und Amtschef maßgeblich am Aufbau im Osten Deutschlands mitzuwirken. Später war er Regierungspräsident in Tübingen, Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär im Staatsministerium unter Günther Oettinger und Direktor des Landtags.
In seiner Ansprache erinnerte Hubert Wicker an die historische Bedeutung des Zusammenschlusses von Ost- und Westdeutschland, den er als ein „Geschenk“ bezeichnete, für das man dankbar sein müsse. Er hob insbesondere den Mut und die Zivilcourage der Bürger der ehemaligen DDR hervor, die sich gegen die Diktatur auflehnten und maßgeblich zur Fall der Berliner Mauer beitrugen.
Dennoch wies Wicker auf die anhaltenden Herausforderungen hin, denen sich Deutschland seit der Wiedervereinigung gegenübersieht. Besonders der Osten Deutschlands habe in den letzten drei Jahrzehnten mit erheblichen Veränderungen konfrontiert werden müssen. Die Marktwirtschaft wurde umfassend umstrukturiert, neue Verwaltungsstrukturen wurden aufgebaut, und die marode Ostwirtschaft brach zusammen, was viele Bürger ihre Arbeitsplätze kostete.
Hubert Wicker äußerte Bedauern darüber, dass die ostdeutsche Industrie nicht besser unterstützt wurde und dass viele Ostdeutsche sich immer noch als Bürger „zweiter Klasse“ fühlen. Insbesondere in Bezug auf Einkommen und Vermögen hinkt der Osten immer noch hinter dem Westen her. Kein DAX-Unternehmen hat seinen Hauptsitz im Osten, was dazu führt, dass die Spitzengehälter vor allem im Westen verdient werden.
Wicker wies auch darauf hin, dass die AfD in ostdeutschen Bundesländern gute Wahlergebnisse erzielt, teilweise aufgrund der unzureichenden Aufarbeitung der Geschichte, in der ehemaligen DDR. Diese Unterschiede zwischen Ost und West sowie die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten führen dazu, dass viele Ostdeutsche sich benachteiligt fühlen und diese Gefühle potenziell zur Unterstützung populistischer Parteien wie der AfD führen.
Trotz dieser Herausforderungen hob Wicker auch die positiven Entwicklungen hervor, die Ostdeutschland in den letzten Jahren erlebt hat. Die ostdeutsche Wirtschaftskraft entspricht mittlerweile zu 80 Prozent dem Bundesdurchschnitt, die Arbeitslosigkeit ist auf ein niedriges Niveau gesunken, und die Lebenserwartung ist gestiegen.
Unser Bundestagsabgeordneter Marc Biadacz unterstrich die Bedeutung des Muts der Demonstranten und politische Verantwortlichen, die zur Wiedervereinigung geführt haben, und riefen dazu auf, diese Werte auch in Zukunft zu bewahren und für die Demokratie einzutreten. Dr. Matthias Miller, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Böblingen, appellierte in seinem Schlusswort an die Notwendigkeit, weniger in Ost und West zu denken und stattdessen von einer Bundesrepublik zu sprechen, in der der Austausch und das Lernen voneinander im Vordergrund stehen sollten.